Juvenile Pyoderma
Ein herzliches Dankeschön geht an Debbie Brussaard dass
ich den Text auf meiner Homepage benutzen und auch ins Deutsche
übersetzen darf.
Ich
wurde 1998 zum ersten Mal mit dieser Erkrankung konfrontiert.
Der Einfachheit halber verwende ich von nun an durchgehend JP
in meinem Essay. Am 20. August 1998 hatte Gwendy sechs gesunde
Welpen geworfen: 3 Hündinnen und 3 Rüden. Alles verlief
bestens und es bestand kein Grund zur Besorgnis, insofern gab
es auch keinen Hinweis auf das, was ein paar Wochen später
mit einem der Welpen ablaufen sollte.
Dieses
Foto wurde am 20. September aufgenommen.
Wie man sieht, war es ein bezaubernder, gesunder Welpe. Das
sollte sich rasch ändern.
Nun folgt die Geschichte von Ezra, einer kleinen, sandfarbenen
Sheltie-Hündin, in deren Köper plötzlich alles
verrückt spielte.
20.9.98: Sieht aus, als sei Ezra von einem Insekt in ihr linkes
oberes Augenlid gestochen worden. Gegen Abend schwillt auch
das untere Augenlid enorm an. Das rührt definitiv nicht
von einem Insektenstich her!
27.09.98: Das linke Auge ist infiziert und total vereitert.
Weil sich mein Tierarzt im Urlaub befindet, rufe ich seinen
Vertreter an und frage ihn, ob ich bei so einem jungen Welpen
Terramycin anwenden könne. Er bejaht es.
28.09.98: Terramycin zeigt keine Wirkung, und nun hat sich
auch das rechte Auge entzündet. Ezras gesamtes Verhalten
ändert sich dramatisch: Sie ist phlegmatisch und krank.
Wieder Anruf beim Tierarzt, ich soll vorbeikommen. Widerstrebend
folge ich der Aufforderung. Meiner Meinung nach ist Ezra zu
jung und zu krank, um mit ihr nach draußen zu gehen, bzw.
herumzufahren, aber ich hatte keine Wahl. Weil Ezra zu elend
für eine "normale" Augeninfektion ist, befürchte
ich, dass sie sich JP zugezogen hat. Sie frisst mit normalem
Appetit, aber sie hat Durchfall und ihr Urin ist dunkel.Ich
teile dem Tierarzt meinen Verdacht mit, aber er hat noch nie
was von JP gehört!! Enttäuscht und ein wenig verärgert
fahre ich, nur mit CAFAugenbalsam versehen, nach Hause.
29.09.98: Ezras Zustand verschlechtert sich zusehends. Ich
rufe einen Züchterkollegen an. Er kommt noch am Nachmittag
vorbei und bestätigt meinen Verdacht. Ich rufe wieder beim
Tierarzt an, der gereizt reagiert. Ganz klar gefällt es
ihm nicht, dass ich meine eigene Diagnose gestellt habe. Ich
soll noch einmal mit Ezra vorbeikommen, damit er sich selber
ein Bild machen kann. Bei Ezras Anblick schlägt er vor,
dass wir sie von ihrem Elend erlösen! Nach gutem Zureden
ist er bereit zu helfen und bestellt Antirobe (Antibiotikum)
für mich.
30.09.98: Ezras Zustand verschlechtert sich weiter. Sie hat
akuten Durchfall, Eiterpusteln an Lippen und Lefzen, um die
Nase herum und am Kinn. Anruf beim Tierarzt, wann die bestellte
Medizin eintreffen soll: morgen!!! Ich fahre mit Ezra wieder
zum Tierarzt in die Praxis und auf meinen eindringlichen Wunsch
injiziert er Ezra Antibiotika (Antirobe ähnlich) gegen
den Durchfall und gegen die mögliche JP. Ezra frisst immer
noch gut. Ihre Temperatur beträgt 38.5.
01.10.98:
Der Durchfall hat aufgehört, aber Ezra ist immer noch sehr
krank. Stündlich spüle ich ihre Augen mit abgekochtem
Wasser, aber der Eiterfluss scheint sich noch zu verstärken.
Trotz der Vaseline, die ich ihr auf die Augenlider schmiere,
kann Ezra die Augen nicht öffnen. Ihr linkes Ohr ist jetzt
auch entzündet. Endlich trifft die bestellte Medizin ein.
Die nächsten 16 Tage lang soll Ezra 1 Kapsel Antirobe täglich
einnehmen.
02.10.98: Ezra ist wirklich sehr krank, und der Eiter fließt
weiterhin aus ihren Augen.
Ihr Ohr ist mittlerweile sehr angeschwollen, rot und schmutzig.
03.10.98: Sieht so aus, als ob Ezra sich etwas erholt: ihr
Verhalten wird langsam normaler. Ihre Augen sehen besser aus,
obwohl sie immer noch voll vereitert sind.
04.10.98: Ihr Zustand wird noch besser. Nachmittags entdecke
ich eine Schwellung an ihrer linken Halsseite: eine geschwollene
Lymphdrüse. Abends schwillt auf der rechte Seite eine Lymphdrüse
an. Die Augen sehen ein bisschen besser aus.
05.10.98: Die Schwellungen am Hals kommen mir irgendwie kleiner
vor. Die Pustel am Kinn scheint abzutrocknen und die anderen
sehen weniger entzündet aus. Ezra konnte sogar heute Morgen
die Augen öffnen. Es geht ihr zunehmend besser: sie sieht
sogar recht zufrieden aus!
06.10.98: Die Schwellungen am Hals sind deutlich wieder da.
Außerdem ist Ezras Vulva geschwollen, und an ihrem rechten
Unterbrauch taucht eine weitere Schwellung auf.
Die Augen sehen immer noch ziemlich gut aus, aber insgesamt
wird sie wieder phlegmatischer.
07.10.98:Das
rechte Auge ist mittlerweile ebenfalls infiziert, und beide
Ohren sehen schmutzig aus. Die Eiterpusteln an Nase und Lippen
sind noch größer geworden und feuerrot. Die Vulva
ist noch geschwollen. Zwei große Schwellungen beiderseits
am Hals und eine am Bauch. Ich habe Ezra heute entwurmt. Würmer
sind das Letzte, was sie jetzt noch braucht! Am Nachmittag fahre
ich mit Ezra wieder zum Tierarzt. Es kostet mich einige Mühe,
ihn davon zu überzeugen, dass er ihr Prednisolon verabreicht.
Er findet, sie gehört in eine Spezialklinik in Utrecht
und schlägt erneut vor, Ezra von ihrem Leiden zu erlösen!
Am Ende bekomme ich eine 21-Tage-Prednisolon-Kur für sie.
Zuhause entdecke ich eine neue Schwellung an ihrer Brust zwischen
den Vorderläufen. Die Pustel am Kinn ist auf doppelte Größe
angewachsen. Von ihrem Verhalten her, geht es Ezra besser. Sie
frisst normal, sie wiegt 1755 g, Stuhl und Urin sehen normal
aus.
08.10.98: Ezra ist heute genau 7 Wochen alt. Wir sind zur Hälfte
durch mit dem Antirobe und am zweiten Tag der Prednisolon-Gabe.
Ich beginne mit warmen Bädern bei Ezra, um die Pusteln
schneller zu bekämpfen (ein Tipp von einem finnischen Züchter).
Am Abend sind die Pusteln an ihrem Hals schon kleiner. Ihre
Augen und Ohren sehen gut aus: Sie hat sogar ein paar Wimpern
behalten.
09.10.98: Verstopfung! Ezra hat große Mühe beim
Kacken, und es kommt nichts dabei heraus. Ich mache ihr einen
Einlauf mit 5ml Microlax, aber das bringt nichts. Das linke
Ohr ist sehr schmutzig. Das rechte Ohr ist sauber und sieht
gut aus. Die Augen sind verhältnismäßig klar,
aber ich fahre mit dem Balsam fort. Die Schwellung an der Brust
ist größer und härter, ebenso die Schwellung
am Bauch. Entdecke eine neue an der rechten Flanke und eine
neben dem Kehlkopf. Die Schwellung am Hals ist verschwunden.
Die Lippen sind jetzt vollkommen geschwollen und rot. Die Eiterpusteln
am Kinn sind unverändert. Die Pusteln um die Nase herum
sind feuerrot und geschwollen. Ezras Temperatur ist bei 37,9,
und Gott sei Dank ist mein Tierarzt aus dem Urlaub zurück!
Er macht einen Hausbesuch: Das linke Ohr läuft buchstäblich
über. Die Verstopfung rührt von den Antibiotika her,
ein paar Spritzer Paraffin täglich sollten helfen. Auf
keinen Fall baden! Danach bleibt die Haut zu lange feucht. Ich
könnte das bei multiplen offenen Abszessen versuchen, jetzt
aber noch nicht. Das Prednisolon-Programm wird auf fünf
Wochen wie folgt verlängert: erste Woche volle Dosis, zwei
Wochen halbe Dosis (halbe Tablette pro Tag), die letzten beiden
Wochen eine Viertel Dosis (halbe Tablette alle zwei Tage). Mein
Tierarzt ist sich des Ernstes der Lage voll bewusst und hilft
mir beim Kampf um Ezras Leben. Ich gewinne mein Selbstvertrauen
zurück.
10.10.98: Ezras Temperatur beträgt 38,5, sie hat keine
neuen Schwellungen. Die bestehenden werden jedoch größer
und größer. Ihr Stuhl ist halbwegs normal, aber sie
hat Probleme beim Absondern.
11.10.98: Ezra hat kein Fieber mehr und ihr Stuhl ist Dank
des Paraffin wieder verhältnismäßig normal.
Die Augen sehen gut aus, aber die Ohren sind immer noch total
vereitert. Am Abend macht Ezra einen gigantischen Haufen. Kein
Wunder, dass sie Probleme hatte!
12.10.98:
Anruf beim Tierarzt: Die Schwellung an der Brust ist aufgebrochen.
Sein Rat: So wenig wie möglich daran herummachen. Wenn
die Hundemutter sich der Sache annehmen will, gut, aber nicht
mit ätzenden (reinigenden) Substanzen drangehen. Das würde
nicht helfen und nur zu Narbenbildung führen, wenn sich
der Abszess wieder schließt. Ich soll mich darauf einstellen,
dass Schwellungen unter der Haut aufbrechen.
Ich frage ihn, ob das Prednisolon sich negativ auf den Kaliziumspiegel
auswirken könnte. Das scheint so zu sein, aber Kalziumzugabe
ist sinnlos. An der Brust taucht eine neue Schwellung auf, und
die neben dem Kehlkopf wird größer. Die Schwellung
am Bauch ist noch größer und oben weich. Die wird
nicht lange geschlossen bleiben. Am Nachmittag ist die Öffnung
im Abszess an der Brust noch größer geworden und
noch mehr Flüssigkeit geht ab. Die Schwellung zwischen
den Schulterblättern ist ENORM; einen Mikro-Chip zu platzieren
war gerade noch möglich, da die Haut ziemlich straff geworden
ist. Am Abend taucht eine neue kleine Schwellung an der rechten
Halsseite auf.
13.10.98: Oberhalb der Schwellung am Bauch taucht unter der
Haut ein großer Blutklumpen auf: ich versuche, ihn mit
Kampfer schneller zum Reifen zu bringen. Ich hole Otifin P.D.-Gel
von Apharmo für die Ohren. Neue Schwellungen an der linken
Halsseite. Ezras Temperatur ist bei 38,5.
14.10.98: Der Abszess am Bauch ist aufgegangen, der an der
Brust fängt an abzuheilen. Habe die beiden Schwellungen
zwischen und zur Rechten der Schulterblätter rasiert und
mit Kampferbalsam behandelt. Die Ohren sind immer noch überempfindlich,
aber nicht mehr so geschwollen und schmutzig. Ezra hat jetzt
einen Ohr-Komplex.
Ich behandle ihre Augen nicht mehr mit Gel. Sie sehen gut aus
(wie Schweinsäuglein).
Stimmung/Temperament: Ezra wird jeden Tag fröhlicher,
spielt mehr und ist munter und frech!
15.10.98: Lippen und Vulva sehen besser aus, ansonsten keine
Veränderung. Mit meinem Tierarzt eine Verlängerung
der Antirobe-Behandlung um weitere 16 Tage beschlossen. Ezra
wiegt jetzt 2,4 Kilo.
16.10.98: Wir stellen jetzt das Prednisolon auf eine halbe
Tablette pro Tag für die nächsten zwei Wochen um (bis
zum 30.10.98).
17.10.98: Der Abszess an der Brust ist fast zu, jetzt muss
die Haut "nachziehen" (ebenso die Schwellung am Bauch).
Die Schwellungen an den Schultern sind groß und hart und
lassen sich nicht bewegen. Die Schwellung am Kehlkopf ist beinahe
verschwunden. Die Schwellung an der rechten Halsseite ist hart,
aber nicht ganz so groß. Die Ohren sehen besser aus, die
Augen toll! Die Lippen wirken etwas glatter, trockener Schorf
am Kinn.
Die Häufchen sehen gut aus, aber ich werde das Paraffin
weiter geben. Die Vulva sieht wieder normal aus.
18.10.98:
Nichts Neues entdeckt. Ezra geht zum ersten Mal in den Garten
und liebt es!
19.10.98: Die Abszesse zwischen den Schultern und an der rechten
Flanke werden weicher. Ich rechne damit, dass sie bald aufbrechen.
Die Augen sind wieder leicht gereizt; die Ohren auf dem Weg
der Besserung.
20.10.98: Finde eine weitere große Schwellung an der
linken Halsseite. Eine Anzahl kleinerer Schwellungen taucht
unter dem Abszess an der Brust auf.
21.10.98: Der Abszess an der Brust ist wieder aufgebrochen.
Es gibt eine kleine schmale Öffnung unterhalb der ursprünglichen
Öffnung. Der Abszess am Bauch weist eine blutige Stelle
unterhalb der ursprünglichen Öffnung auf, die mittlerweile
fast geschlossen ist. Alles ist jetzt sehr schmerzhaft für
Ezra geworden!
22.10.98:
Es gibt eine neue Schwellung zwischen Anus und Vulva. Die drei
Schwellungen auf und zwischen den Schulterblättern sind
enorm und immer noch geschlossen (Ezra kann nicht mehr auf dem
Rücken liegen). Ich werde zweimal am Tag Kampferbalsam
anwenden, um die Reifung zu forcieren. Der Abszess am Bauch
ist größer geworden und wieder aufgebrochen. An der
Brust haben sich die beiden Öffnungen zu einer einzigen
vereint, ich tupfe Kampfer-Balsam drum herum und versehe die
Wunde zweimal am Tag mit Wundspray. Die Ohren sind besser, aber
die Augen immer noch gereizt. Wende zweimal täglich Balsam
an. Um 10.45 Uhr bricht die Schwellung an den Schultern auf:
Jede MENGE Eiter! Ich versuche, so viel wie möglich herauszudrücken.
23.10.98: Die Schwellung zwischen den Schultern bricht nicht
weiter auf; es bleibt ein kleines Loch. Den Ohren und Augen
geht es allmählich besser.
24.10.98: Die Schwellung an den Schultern hat sich bereits
geschlossen und beginnt zu schrumpfen. Ich behandle die Augen
und Ohren nur noch ein Mal pro Tag mit Balsam.
25.10.98: Ezra scheint sich gut zu entwickeln, die Schwellungen
stabilisieren sich. Ich gebe kein Kampfer-Balsam mehr auf den
Abszess an der Brust.
26.10.98:
Ezras Zustand scheint jetzt stabil und ihr Augen sehen immer
besser aus: Das gesamte Bindegewebe/Bindehaut ist proper und
rosa. Um 11.30 Uhr bricht auch die Schwellung an der rechten
Schulter auf, wieder mit jeder Menge Eiter. Ich drücke
so viel wie möglich heraus. Ganz klar ist das eine Erleichterung
für Ezra! Jetzt beginnt der Heilungsprozess. Ich fahre
die Balsam-Behandlung der Augen und Ohren nach Gefühl zurück.
Höre mit dem Kampfer-Balsam und Paraffin auf. Ezra wird
von Tag zu Tag dicker, verhält sich mit jedem Tag aber
auch normaler: frech und munter. Sie geht viel nach draußen
und tollt mit ihren Geschwistern und den erwachsenen Shelties.
Die letzte Phase mit Prednisolon: eine halbe Tablette am 01.11.;
03.11.; 05.11.; 07.11., 09.11. und 11.11. Mein Tierarzt wird
Ezra ihre erste Impfung am 16.11.98 verpassen.
10.11.98: Bis auf ein wenig Schorf sind die Abszesse an der
Brust verschwunden. Die Augen haben sich vollständig erholt,
einschließlich Augenbrauen, Wimpern und Pigmenten. Die
Ohren sehen gut aus, aber immer noch ein wenig schmutzig. Die
Lippen sind immer noch ein wenig verschorft, heilen aber gut
ab. Die Schwellungen sind nur noch klein oder ganz verschwunden.
16.11.98: Mein Tierarzt erklärt Ezra zu 100% gesund. Sie
kriegt die volle Dröhnung, obwohl sie die ersten beiden
Impfungen verpasst hat. In zehn Tagen wird sie zu ihren neuen
Besitzern ziehen. Trotz meiner Befürchtungen und ich weiß,
wie sehr ihre neuen Besitzer sich nach ihr sehnen, lasse ich
sie am 22.11.98 nur unter der Bedingung gehen, dass sie Ezra
bis zum 26.11.98 als "Quarantäne-Fall" betrachten:
Das heißt, sie dürfen nur mir ihr Gassigehen, wo
sie keinen Kontakt zu anderen Hunden hat. Ezra sieht bezaubernd
aus! Der Abszess an ihrer Brust ist gerade noch eine feine,
rosafarbene Linie von ca. 1 cm, wo das Haar auch wieder nachwächst.
Die Abszesse sind so gut wie verschwunden, die Lymphknoten sind
abgeschwollen. Beim Bürsten und Kämmen muss man vorsichtig
sein, Ezra ist immer noch sehr empfindlich. Die Augeninfektion
kann man kaum noch erkennen, auch die Ohren sehr gut aus. Das
gleiche gilt für Lippen und Nase. Ezra wiegt jetzt 4,5
Kilo, das ist für ihre Größe zu viel! Aber das
kümmert mich nicht, sollte sie einen Rückfall erleiden
oder einen Virus einfangen, braucht sie ihre Reserven. Ich vereinbare
mit den neuen Besitzern, dass sie Ezra mit der Zeit auf Diät
setzen, wenn sie nicht auf natürliche Weise abnimmt, da
das Prednisolon langsam an Wirkung verliert. Im Alter von einem
Jahr wird Ezra geröntgt, um sicherzustellen, dass das Prednisolon
die Knochen, insbesondere die Gelenke, nicht geschädigt
hat. Zum Glück erweisen sich die Befürchtungen als
nichtig, alles sieht gut aus und Ezra darf jetzt auch Agility-Training
machen.
Auf dem Foto sieht man Ezra links zusammen mit ihrer Halbschwester
Jacky. Ist sie nicht wunderschön?
Fast
keine Verletzungen mehr zu erkennen, bis auf eine Anzahl winziger
Narben, wo die Abszesse aufgebrochen sind. Nur wer weiß,
wo er zu suchen hat, wird an den Augenlidern ein paar feine
Narben entdecken. Abgesehen davon ist sie eine großartige,
schöne Hündin geworden. Auch ihre Läufigkeit
setzte planmäßig ein und zu diesem Zeitpunkt (Mai
2000) hat sie mit Agility begonnen. Ich hoffe, dass sie so erfolgreich
wird wie ihre Halbschwester.
Was ist Juvenile Pyodermie?
Das lässt sich nicht so leicht erklären, aber im
Verlauf der Dinge habe ich das Wesentliche festgestellt. Kurz
gesagt, das Immunsystem attackiert den eigenen Körper.
Das Antirobe, das ich angefordert hatte, ist ein besonderes
Antibiotikum gegen spezielle Bakterien, die während der
JP die Sekundärinfektionen verursachen.
Ich hätte mit dem Prednisolon anfangen sollen, aber im
Nachhinein ist man immer klüger. Es setzt das körpereigene
Immunsystem aus, was von äußerster Wichtigkeit ist,
wenn dieses System außer Kontrolle gerät.
Wie erkennt man, ob ein Welpe JP hat?
Die ersten Anzeichen sind unterschiedlich. Während Ezras
Erkrankung habe ich mit einigen Züchterkollegen gesprochen,
die auch mit JP konfrontiert waren (eine Anzahl von Welpen wurde
einfach eingeschläfert, weil der Tierarzt sich nicht damit
auskannte!), aber in den meisten Fällen beginnt die Krankheit
an den Schleimhäuten der Augen, der Ohren, der Nase und
der Lippen. Das überrascht nicht besonders, da diese ja
sichtbar sind. Geschwollene Lymphknoten (am Hals, in der Leistengegend
und im Bereich des Anus) können ebenso Anzeichen für
JP sein. Von einem anderen befallenen Hund habe ich erfahren,
dass JP mit einer anhaltenden/dauerhaften Infektion der Wirbelsäule
anfing.
Im Allgemeinen könnte man sagen, dass "mysteriöse"
Infektionen, die nicht weggehen, ein Hinweis auf JP sein könnten.
Wie entwickelt sich die Krankheit?
Der Körper durchläuft jede Art von Infektionen. Der
Welpe bekommt, wie Ezra, Schwellungen am Hals. Das sind geschwollene
Lymphknoten. Schwellungen unter der Haut brechen oft auf, eine
Menge Eiter fließt heraus. Manche Welpen hatten 24 Abszesse,
die durch Kanäle unter der Haut miteinander verbunden waren.
So besehen, hatte Ezra noch Glück! Die Genitalien neigen
zu Schwellungen, und die von mir beobachteten Infektionen an
Augen, Ohren, Nase und Lippen sind sichtbar.
Was kann man tun?
Dazu sage ich nur eins: Finden Sie einen guten Tierzart/eine
gute Tierärztin!!!
Wenn Sie ihn/sie gefunden haben, können Sie anfangen.
Wenn Sie das Immunsystem rasch ausschalten, wird die Krankheit
milder verlaufen. Also fangen Sie gleich mit einer starken Dosis
Prednisolon an. Außerdem mit einer Antirobe-Behandlung,
da sie sich als effektivstes Antibiotikum erwiesen hat. Abgesehen
davon brauchen Sie gute Medikamente für die Augen, die
Ohren etc., Paraffin für die Verdauung. Vielleicht entscheiden
Sie sich für Kampfer-Balsam, um die Abszesse unter der
Haut einzureiben, damit sie schneller reifen. Wundspray mag
bei offenen Abszessen helfen, es säubert oder desinfiziert
sie nicht, aber es regt den Heilungsprozess an und verhindert
größere Narben.
Der Mythos über JP
JP ist absolut nicht ansteckend für andere Hunde. Die
Krankheit wird durch das körpereigene Immunsystem hervorgerufen
und nicht durch Bakterien oder Viren.
Ein Welpe ist solchen Einflüssen gegenüber natürlich
wehrloser, deshalb bekommt er Antirobe. Deshalb ist es auch
wichtig, den Welpen gegen Sekundärinfektionen wie Wurmbefall
zu schützen. JP wird nicht durch Mangel an Hygiene von
Seiten des Züchters übertragen JP ist nicht tödlich,
aber es kann eine Menge Zeit und Geld kosten, den Welpen zu
kurieren. Wenn Sie einen JP-infizierten Welpen sich selbst überlassen,
wird er mit der Zeit an Erschöpfung und Sekundärinfektionen
wie Wurmbefall verenden.
Ist JP vererbbar?
Gute Frage! Im Prinzip, nein. Es gibt jedoch Fälle, wo
ein Ex-JP-Patient einen Wurf hatte, in dem sich bedauerlicher
Weise ein JP-Träger präsentierte. Ich persönlich
würde nie mit einem Ex-JP-Patienten züchten.
Ist JP international bekannt?
Leider nicht! Es gibt Züchter, die seit 30-40 Jahren im
Geschäft sind und nie davon gehört haben. Das gleiche
gilt für Tierärzte. Als Ezras neue Besitzer sie zu
ihrem eigenen Tierarzt brachten und ihm mein "Tagebuch"
zu lesen geben wollten, wurden sie mit den Worten abgewimmelt:
"existiert nicht" oder "der Züchter hat
offenbar die hygienischen Standards nicht eingehalten".
Traurig, aber wahr. Ezras neue Besitzer wechselten sofort zu
einem andern Tierarzt, der mehr Interesse zeigte und seine Hilfe
anbot. Er hat Ezra auch geröntgt und alles für normal
befunden. Wann immer einer Ihrer Welpen von JP befallen wird,
hoffe ich, dass Sie einen guten Tierarzt in der Nähe haben,
der Ihnen und dem Welpen hilft.
Weil Welpen mit JP unbedingt geholfen werden muss!
Debbie Brussard
März 2003
Aus dem Niederländischen übertragen von Richard Wulff
(München, Deutschland), nachdem der 10-Wochen alte Labrador-Welpe
"Bibi" die selbe Krankheit erlitt. Auch sein Tierarzt
hatte noch nie von JP gehört, entwickelte jedoch ein gesundes
Misstrauen gegenüber den diagnostizierten Symptomen und
genügend Zivilcourage, um eine lehrbuchhafte Untersuchung
vorzunehmen und einen Kollegen zu konsultieren. Der/Die lieferte
die Diagnose innerhalb von 24 Stunden und gleichzeitig die korrekte
Medikation. DANKE, Dr. Hübner!!
Januar 2007
Aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt von Susanne
Dickerhof-Kranz, Antje de la Porte und Hanne Fogtmann
nach Rücksprache mit einer deutschen Tierärztin bestätigte
auch diese, die dringend notwendige rasche und parallele Behandlung
mit Prednisolon und einem Antibiotikum (zum Beispiel Amoxicillin).
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